Zweifel ist unser Produkt

Die wohl wichtigste Methode der professionell agierenden Umweltskeptiker ist das Säen von Zweifel. Mitte September hatte der langjährige Zweifelsäer Fred Singer dazu Gelegenheit bei einer Diskussionsrunde über den Klimawandel von FDP-Abgeordneten im Bundestag. Wie amerikanische Wissenschaftler und Journalisten (s. u.a. Guardian, Newsweek) seit vielen Jahren dokumentieren, liefern konservative Think-Tanks und deren Geldgeber hierzu das nötige Material. Dazu gibt es genügend freiwillige Helfer bei der Verbreitung dieser Junk-Science-Veröffentlichungen. Dass diese im Gegensatz zu eigenen Instituten nicht immer die Strategiewechsel der Auftraggeber nachvollziehen, ist eine amüsante Begleiterscheinung.

Der 86-jährige Amerikaner, aktuell als „Handlungsreisender in Sachen Klimazweifel“ unterwegs, wie ihn der Spiegel bezeichnet, hat darin jahrzehntelange Übung, und das unabhängig vom jeweiligen Fachgebiet . Ob Ozonloch, saurer Regen oder Klimawandel,  Singer weiss es immer besser als die jeweiligen Wissenschaftler des Faches. Er hat es auch einfacher als diese, denn er muss sich nur auf die völlig üblichen fachlichen Differenzen zwischen den Experten konzentrieren, diese zu einer völligen Uneinigkeit aufblasen oder sie als offene Fragen im Raum stehen lassen.

Und er hat Erfolg: Seine Ausführungen halfen beispielsweise der Tabaklobby in ihrem Kampf gegen Gesundheitspolitiker. Zumindest was eine erfolgreiche Verzögerung der amerikannische Gesetzgebung betrifft: Denn in Salamitaktik wurde das nicht zu Leugnende schließlich immer zugegeben. Und genau so hat sich auch die Position von Singer gegenüber dem Klimawandel von der vollständigen Leugnung bis hin zum vernachlässigbaren Phänomen gewandelt.

Für die Jahrzehnte lang erprobte Methode gibt es seit 1993 einen Leitfaden, den Tabakmanager in der Industrie verbreiteten: „Schlechte Wissenschaft – ein Anwendungsbuch“. PR-Profis erläutern darin, wie man wissenschaftliche Ergebnisse, die einem nicht passen, als „Junk,“ als  „Schrott“ diskreditiert und selbst Schrott-Studien produziert. Der  Spiegel berichtet ausführlich über Singer und die Junk-Science-Methode.

Dass bei der Weiterverbreitung  der Schrott-Veröffentlichungen die freiwilligen Helfer die Strategieänderung oftmals nicht bemerken oder aber sich viel schwerer damit tun, als die professionellen Lobbyisten nunmehr etwas anderes als Wahrheit anzusehen, ist nur zu verständlich. Wie im nichts vergessenden Internet nicht anders zu erwarten, werden unverändert umweltskeptische Veröffentlichungen zitiert, die nicht mehr zu den veränderten Interessen der Auftraggeber passen.

Mehr zum Thema:

Früher war mehr Lametta

Methoden der Umweltskeptiker

Spiegel: Die Wissenschaft als Feind

Spiegel: Zum Hintergrund eines  Reportbeitrags der über die „Klimahysterie“ „aufklärte“

Dieser Beitrag wurde unter Klimaforschung veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.