Wettbewerb der Effizienztechnologien

Einweihung eines Heimkraftwerkes mit Brennstoffzelle, Oktober 2010Kraftwärmekopplung stellt eine wesentliche Effizienzsteigerung bei der Nutzung der verfügbaren Ressourcen dar. Vor allem in drei Bereichen kann im Sinne der Wirtschaftlichkeit und der Reduzierung des CO2-Ausstoßes ein geringer Wirkungsgrad auf Dauer nicht hingenommen werden: Zum einen darf bei der Stromerzeugung in Großkraftwerken nicht 2/3 der Energie durch Kühltürme nutzlos verpuffen. Des Weiteren muss in den Heizungskellern die kinetische Energie nutzbar gemacht werden. Und schließlich bei aller Leistungssteigerung unserer Kraftfahrzeugmotoren in den letzten Jahren: Verbrennungsmotoren nutzen die Energie in den Treibstoffen ebenfalls nur zu einem kleinen Teil. Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten nun intensiv daran, aus dieser Ausgangslage das Beste zu machen, indem möglichst viel an Wärme und Kraft für uns nutzbar gemacht werden.

Die technischen Ansätze sind hierbei vielfältig. Seit einigen Jahren sind klassische Verbrennungsmotoren als Mini-BHKW im Einsatz. Genauso wie große Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke (GuD-Kraftwerke), die zunehmend von Stadtwerken auch zur Erzeugung von Fernwärme eingesetzt werden, erzeugen solche Mini-Blockheizkraftwerke meist für mehrere Wohneinheiten Strom und Wärme. In dieser Größenordnung war lange Zeit ein Hersteller quasi Monopolist. Seit kurzer Zeit sind nun zum einen weitere Hersteller mit stabilen, wirtschaftlichen Lösungen auf dem Markt. Zum anderen scheinen auch der Stirlingmotor und die Brennstoffzelle auf dem Weg zu einer breiteren Anwendung zu sein. Hier könnte endlich eine Dynamik auf dem Markt entstehen, die sich dann auch in günstigeren Anschaffungspreisen bemerkbar machen sollte.

Nachhaltige und wirtschaftliche Energieversorgung

Vor allem der Einsatz der Brennstoffzelle, an der schon seit Jahrzehnten geforscht wird, hat hier einen besonderen Charme. Wie kleine Blockheizkraftwerke produzieren auch Brennstoffzellen gleichzeitig Strom und Wärme. Sie arbeiten jedoch nicht mit Verbrennungsmotoren, sondern wandeln den eingesetzten Brennstoff auf elektrochemischem Wege um. Als Reaktionsprodukte entstehen Wasser und Wärme. Der elektrische Wirkungsgrad von Brennstoffzellen ist deutlich höher als der von motorbetriebenen BHKW.

Trotz dieser Vorteile hat es lange gedauert, bis nun in diesem Jahr mit Callux ein bundesweiter Feldtest mit diesen Brennstoffzellen-Heizgeräten fürs Eigenheim startete. Dieser Praxistest ist ein Projekt, das gemeinsam von Partnern aus der Energiewirtschaft und Heizgeräteindustrie mit Unterstützung des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) verfolgt wird. Im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff-und Brennstoffzellentechnologie, das von der NOW GmbH koordiniert wird, investiert die Industrie gemeinsam mit dem BMVBS eine Milliarde Euro, um den Einsatz der innovativen Technologie voranzutreiben.

Der beim Start des Projektes amtierende Bundesminister Wolfgang Tiefensee zeigte sich überzeugt: „Brennstoffzellen sind eine wichtige Option für eine nachhaltige und wirtschaftliche Energieversorgung im Haus. Mit dem ‚Leuchtturmprojekt Callux‘ starten wir gemeinsam mit Partnern aus der Industrie eine beispielhafte Initiative mit großem Praxisbezug, einen der weltweit größten Praxistests für den Einsatz von Brennstoffzellen im Gebäudebereich.“ Auf der Projektebene übernimmt das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) die Koordination von Callux.

Wer im Rennen um die Klimaziele gewinnt

Auch im Bereich der Mobilität ist noch völlig offen, welche Technologie sich letztendlich durchsetzen wird.  Wie die Sindelfinger Zeitung von einem Unternehmertreffen in diesen Tagen berichtet, ist dies auch die Ansicht von VDA-Präsident Matthias Wissmann: „Bei der Elektromobilitätskultur ist es nicht so, dass jemand uneinholbar vorne liegt.“ Er stellt zugleich fest, dass wenn auch die deutschen Hersteller und Zulieferer gut im Rennen liegen, in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden: „Ich halte das Setzen auf eine Karte für einen schweren strategischen Fehler.“ Er empfiehlt der Industrie eine mehrgleisige Strategie: Brennstoffantrieb, Brennstoffzelle, Hybrid- und Elektro-Antrieb. Denn nach seiner Einschätzung ist es noch gar nicht ausgemacht, wer im Rennen um die Klimaziele gewinnt. Der Wettbewerb solcher Effizienz- und Umwelttechnologien ist für den Industriestandort Deutschland nur von Vorteil. Es ist zu hoffen, dass Deutschland  so den Vorsprung bewahrt, den es gerade im Begriff ist zu verlieren, wenn dies nicht schon geschehen ist.

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