Früher war mehr Lametta

Temperaturreihe_DeutschlandDa gab es noch weiße Weihnachten und richtigen Schnee.  Alles war besser und jedes Jahr war so ein Winter wie der letzte, den ein ganze Generation zum ersten Mal erlebte konnte. Ist das eine verklärende Erinnerung? Aber meine ersten Söhne konnten noch regelmäßig im Winter Schlitten fahren. Der letzte hatte dazu keine Gelegenheit mehr. Ist dies nun eine Entwicklung? Verändert sich das Wetter?

Klar, verändert sich das Wetter!

Klar, sagen dazu die Meteorologen – ständig verändert sich das Wetter! Aber um eine klimatische Veränderung, einen Trend auszumachen, braucht es mehr als ein, zwei Dekaden. Sonst spielt das Wetter eines einzelnen Jahres, gewählte Anfangs und Endpunkte  statistisch eine  zu große Rolle.  Als Minimum gelten 30 Jahre um einen signifikante Klimatrend erkennen zu können, sei es eine Veränderung beim Niederschlag, Meereisfläche oder -volumen oder Temperatur.

Die Abweichung vom Normalen

Und selbstverständlich muss das jahreszeitliche Auf-und-Ab erst einmal von eventuellen Veränderungen getrennt werden. Entweder man betrachtet die Abweichung vom Normalen, sogenannte Anomalien oder vergleicht nur die Jahreszeiten miteinander oder schaut sich die Entwicklung der Jahresmittelwerte an. Die Vergleichsperiode, der Klimanormalwert (CLINO = climate normal) wurde von der World Meteorological Organization (WMO) für den Zeitraum von 1961 bis 1990 festgelegt. Dies ist die derzeit gültige CLINO-Periode, gegenüber die der Wert der Abweichungen bestimmt wird.

Deutlicher Anstieg

Wenn man sich damit des Auf-und-Abs entledigt hat, lässt sich nun feststellen, ob über diesem hinaus ein Trend vorhanden ist. Die Meteorologen des Deutschen Wetter Dienstes stellen in ihren Klimastatusberichten für Deutschland bis 1900 keine klare Veränderung, für die erste Hälfte des 20ten Jahrhunderts eine leichte und für die zweite einen deutlichen Anstieg fest, der in den letzten 30 Jahren 2/3  des Gesamtanstiegs verzeichnet.

Die triviale Beobachtung – früher war mehr Lametta oder es ist wärmer geworden – scheint auf lange Sicht signifikant zu sein. Der DWD spricht von einem 95%igen Konfidenzintervall (Klimastatusbericht 2008, Klimareport – Kurzfassung 2009, PDF 4 MB).

Banale Tricks

Nun lässt sich ein beliebter statistischer Kunstgriff anwenden. Obwohl, Kunst ist ja zuviel gesagt, da dies eigentlich ein recht banaler Trick ist: Statt eine hinreichend große Datenmenge, beispielsweise eine für eine statistisch signifikante Aussage genügend lange Temperaturzeitreihe zu verwenden, also um eine ausreichendes  Konfidenzintervall  zu erreichen, nehme man einen kurzen ausgewählten Abschnitt. Das Ergebnis sind dann eben keine statistisch signifikanten Aussagen.  Dies ist eine Spielart der beliebten Datenselektionen von sogenannten Umwelt- oder Klimaskeptikern.

Da kein Trend feststellbar ist, ist es dann nicht falsch zu sagen, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass es wärmer oder kälter wird, dass das Meereis schrumpft oder wächst.  Nach eigenem Gutdünken kann das Fehlen der Signifikanz als scheinbarer Beweis gegen belegte Aussagen über einen hinreichend langen Zeitraum herangezogen werden. Vergleichbar, wenn auch etwas hinkend, ist dies mit einer Talkrunde, bei der ein Astrophysiker die These seiner Zunft zur Erschaffung der Welt gegenüber einem Dutzend Vertretern verschiedener Religionen verteidigt, die jeden einzelnen Puzzlestein der These in Frage stellen, indem das Fehlen von Beweisen für deren Gegenthese als Zweifel genügt.

Erfolg mit der Saat des Zweifels

Aufgrund der – zurückhaltend formuliert – Unbedarftheit vieler Journalisten hinsichtlich statistischer Methoden wurde diese Methode schon seit den 60er Jahren in den USA bei  Durchsetzen wirtschaftlicher Interessen gegenüber Umweltauflagen erfolgreich eingesetzt. Einige kritische Medien und wissenschaftliche Instituten  haben diese und ähnliche Methoden in den letzten Jahrzehnten wiederholt dokumentiert und die Erfolgsquote analysiert. Vor allem das Verzögern von Umweltauflagen durch Veröffentlichungen von dafür extra von Unternehmen gegründeten und finanzierten Instituten ist <a title="Methoden der Umweltskeptiker" href="http://www.myen find here.eu/2008/07/24/methoden-der-umweltskeptiker/“ target=“_self“>der Methode des Junk-Science zu verdanken.

Der Erfolg wird zudem begünstigt durch die Angst des Menschen vor Veränderung und dem Unbekannten. Unter dem Deckmantel des wissenschaftlichen Skeptizismus lassen sich so Pseudobelege streuen, die bei all denen auf fruchtbaren Boden fallen, die Bestätigung für Ihr eigenes Dogma benötigen. So entsteht gerade beim Thema Klimawandel eine merkwürdige Gemengelage aus wissenschaftlich fundierter Kritik, Halb- und Unwahrheiten.

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