Methoden der Umweltskeptiker

Die freiwilligen Helfer bei der Verbreitung der Junk-Science-Veröffentlichungen der konservativen Think-Tanks haben deren Strategieänderung noch nicht nachvollzogen. Wie im nichts vergessenden Internet nicht anders zu erwarten, werden unverändert umweltskeptische Veröffentlichungen zitiert, die nicht mehr zu den veränderten Interessen passen.

Konservative Think-Tanks liefern den Saat des Zweifels

Die Think-Tanks der Cooler Heads Coalition und der National Consumer Coalition mit The Advancement of Sound Science Center, Independent Instiute, American Council on Science and Health, Tank National Center for Policy Analysis, Heritage Foundation, Cato Institute, George C. Marshall Institute, Science and Enviromental Policy Project, sowie deren Geldgeber Exxon, John M. Olin Foundation, American Petroleum Institute, Philip Morris u.a. haben inzwischen einen kleinen Strategiewechsel vollzogen, der noch nicht überall in der Gemeinde der Umweltskeptiker angekommen ist. Sie und deren Protagonisten Fred Singer, Robert Balling, Richard Lindzen und Patrick Michaels, die in verschiedenen Funktionen und Zusammenstellungen in diesen Organisationen aktiv sind, haben den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten weg von der grundsätzlichen Leugnung des Klimawandels und der Wissenschaftlichkeit des Weltklimareports verlagert. Die Geldgeber sind sogar schon einen Schritt weiter.
Nachdem die Verhinderung des Klimareports, bzw. der Versuch in diesem “klimaskeptischen” Positionen einen überproportionellen Anteil zu verschaffen nicht gefruchtet hat, werden nun zum einen einzelnen Aspekte relativiert, sowie die Alternativen zu fossilen Energien diskreditiert. Lindzen bestreitet heute weder die Erwärmung an sich, noch den anthropogenen Anstieg der Treibhausgas-Konzentration. Dies wurde dadurch forciert, da sich nach Kyoto und dem 3. IPCC-Report ein öffentlicher Stimmungswechsel vollzogen hat und auch einige große Unternehmen vor allem zur öffentlichen Imagepflege nunmehr einen Kurswechsel Richtung Umweltverträglichkeit vorgenommen haben. Aber es werden auch weiter Nebelkerzen geworfen, was in den Medien auch nicht weiter schwierig ist: In Diskussionen werden ja auch immer im Sinne der Ausgewogenheit gleichviel Vertreter der abweichenden Position geladen. Damit ist das Ziel erreicht, entgegen den Tatsachen den Eindruck zu erwecken, das Gros der Forschergemeinschaft sei sich in den Hauptfragen zu Klimawandel, Erwärmung und CO2-Einfluss nicht einig.

Bewährte Strategien der Desinformation

Die Methode der Umweltskeptiker der Verwendung von „Junk Science“ und Diskreditierung der Konsens-Wissenschaftler ist nicht neu: Sie war zumindest was das Verhindern auf Zeit im Falle des Rauchens erfolgreich. Hierzu wurde von der Tabakindustrie finanziert The Advancement of Sound Science Center gegründet, damals noch Coalition genannt. Dessen Hauptaufgabe war die Bezahlung von Wissenschaftlern, die in der öffentlichen Wahrnehmung als scheinbar objektive Gutachter die gesundheitlichen Folgen des Rauchens in Frage stellen. Science Advisors von TASCC sind Patrick Michaels, Fred Singer und Frederick Seitz.
Umweltskeptiker bestreiten zum einen die Ernsthaftigkeit von Umweltproblemen und erheben zum anderen selbst den Anspruch auf unvoreingenommene Analysen anstelle des von Ihnen so qualifizierten „Junk Science“. Eine jüngst veröffentliche Studie der University of Central Florida und der Oklahoma State University (Peter J. Jacques; Riley E. Dunlap; Mark Freeman,
The organisation of denial: Conservative think tanks and environmental scepticism, in: Environmental Politics, Volume 17, Issue 3 June 2008, pages 349 – 385 ) analysiert quantitativ 141 zwischen 1972 und 2005 in englischer Sprache veröffentlichte umweltskeptische Bücher. Sie fand heraus, dass mehr als 92 Prozent dieser Bücher, die meisten in den USA seit 1992, im Umfeld konservativer Think Tanks (CTTs) entstanden sind. Darüber hinaus untersuchten die Wissenschaftler die CTTs hinsichtlich ihrer Position zu Umweltthemen und stellen fest, dass 90 Prozent von ihnen sich zur Umweltskepsis bekennen. Die Verfasser folgerten, dass die Skepsis eine Taktik der Elite-counter-Bewegung zur Bekämpfung des Umweltschutz ist, und dass die erfolgreiche Nutzung dieser Taktik zur Abschwächung des US-Engagements für den Umweltschutz beigetragen hat.
Diese Methode wird nun im Science and Enviromental Policy Project fortgesetzt, deren Gründer und Präsident Fred Singer ist. Chairman des SEPP ist Frederick Seitz. Beide sehr erfahren im Leugnen des Standes der Wissenschaft bei Ozonloch, Lungenkrebs, Hautkrebs und zuletzt beim Klimawandel. Es ist zu vermuten, dass sie es auch wieder sein werden: Nicht dass sich dadurch die Wissenschaft verändert, aber die Geldgeber sind dadurch einfach ein paar Jahrzehnte länger im Geschäft. Diese Investition hat traumhafte Renditen und es wäre sehr naiv zu glauben, dass irgendein Großkonzern aus reiner Liebe zur Wahrhaftigkeit darauf verzichtet, für seine Geschäfte ein ihm genehmes Umfeld auf diese Weise zu schaffen.

Britische Royal Society erreicht von Exxon Anerkennung des Klimawandels

Wegen des Versuchs, die Öffentlichkeit in Bezug auf die globale Erwärmung mithilfe von „Junk Science“ in die Irre zu führen, hat 2006 die altehrwürdige Royal Society, die weltweit älteste wissenschaftliche Gesellschaft, ExxonMobil, das reichste Unternehmen der Welt im Science, dem wichtigsten Wissenschaftsmagazin der Welt angegriffen (Quelle: Science 29 September 2006: Vol. 313. no. 5795, p. 1871 – DOI: 10.1126/science.313.5795.1871a ). Nach Aussage von ExxonMobil haben sie mittlerweile den Beitrag von CO2-Emissionen zur Klimaveränderung anerkannt und beenden sie die Unterstützung der kritisierten Einrichtungen.
Einzig die Tatsache, dass es derzeit aufgrund der hohen Energiepreise höhere Rendite bringt, jetzt das Geld in Erneuerbare Energien zu investieren, scheint den vollständigen Strategiewechsel zu ermöglichen. Die konservativen Think-Tanks brauchen verständlicherweise eine gewisse Zeit, bis sie die neue Richtung vollends eingeschlagen haben. Die einzelnen Mitglieder der gläubigen Internetgemeinde werden dem kaum folgen können. Die Veröffentlichungen der „Junk Science“ werden weiter kursieren und vielen als willkommene Rechtfertigung für eigene Bewertungen, Bequemlichkeiten, Denkblockaden oder was es sonst für Motivationen denn sein mögen, dienen.

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