Frankreich: Atomkraft steht in Frage

so mutmaßte schon im Sommer diesen Jahres das Handelsblatt in dem Artikel „Frankreich wird plötzlich zum Land der Energiewende„.  Denn das atomare Musterland hatte sich mit einem Gesetz zur Energiewende ehrgeizige Ziele gesetzt und die Allmacht der Atomkraft bei der Stromversorgung beschnitten. Der Gastgeber der UN-Klimakonferenz wollte auch bei den Erneuerbaren Energien mit gutem Beispiel vorangehen.

Doch das war sicher nur ein Grund, denn die Kernenergie beschert dem Staatsunternehmen Areva zunehmend Verluste, so dass das zweite Staatsunternehmen im Energiesektor EDFgedrängt wurde dessen reaktorgeschäft zu übernehmen. Eine Woche nach dem o.g. Artikel berichtete das Handelsblatt, dass der französische Stromriese EDF das Reaktorgeschäft des angeschlagenen Atomkonzerns Areva übernimmt . Die beiden mehrheitlich vom Staat kontrollierten Unternehmen schlossen noch im Juli eine Vereinbarung, wonach EDF zwischen 51 und 75 Prozent der Areva-Reaktorsparte Areva NP (Nuclear Power) übernehmen wird.

Areva benötigte dringend das frische Geld aus dem Verkauf der Mehrheitsanteile. 2014 hatte das Unternehmen einen Rekordverlust von fast fünf Milliarden Euro hinnehmen müssen. Den Finanzbedarf bis 2017 bezifferte das Handelsblatt auf sieben Milliarden Euro. Zudem hatte der französiche Staat eine Finanzspritze zugesagt.

Nun, Ende 2015 hat die EdF hat innerhalb eines Jahres 41 Prozent an Wert verloren und Areva 36 Prozent. Über fünf Jahre büßte der AKW-Bauer sogar gut 80 Prozent seines Börsenwerts ein. Wie die taz berichtet haben an diesem massiven Wertverlust die beiden lange überfälligen und überteuerten Kernreaktor-Projekte Flamanville in der Normandie und Olkiluoto in Finnland wesentlichen Anteil.

Immer wieder hatten in den letzten 20 Jahre Journalisten mit dem Verweis auf diese Projekte von einer Rennaisance der Kernenergie gesprochen. Mit dem neuen Typ von Druckwasserreaktor (“Generation III+“), dem „EPR“, sollte eine neue Epoche der Atomkraft eingeläutet werden, jubelten die befürworter der Kernenergie. Doch inzwischen gelten die ersten Neubauten seit jahrzehnten, die seit acht beziehungsweise zehn Jahren in Bau sind und frühestens 2018 fertig werden, zumindest in Europa als ökonomischer Irrweg.

Auch in den USA gibt es erstmals seit Ende der 70er-Jahre solche Neubauten von Reaktoren und auch hier wird gerne von der Renaissance der Kernenergie gesprochen. Doch es ist das gleiche Bild: Keines ist bisher fertig gebaut worden, die Fertigstellung verzögert sich und die Kosten steigen immer weiter.

 

Dort müssen sich nun die Verantwortlichen vor Untersuchungskommissionen hierfür rechtfertigen. Und in Frankreich: Den Kraftwerkskonzern hat dieses Neubaudesaster einen Verlust in Höhe von fast 5 Milliarden Euro 2014 beschert und praktisch in den Bankrott geführt. Nun soll eine Finanzspritze des größten chinesischen Atomkonzerns China National Nuclear Corporation (CNNC) den Konzern aus seiner Misere retten, berichtet die taz.

Immer wieder werden Negativbeispiele bei Windkraftprojekten angeführt, um die Energiewende als Irrweg zu diskreditieren. Angesichts der Umweltkatastrophen bei Erdöl und Erdgas, Braun- und Steinkohle und der Atomkraft, aber inzwischen auch der unzähligen ökonomischen Desaster bei diesen, überwiegen die positiven Beispiele bei weitem.

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