In einem europaweit einmaligen Projekt erproben die E.ON Mitte AG und die FSAVE Solartechnik GmbH, eine Ausgründung der Uni Kassel, in Kirchhain-Großseelheim (Landkreis Marburg-Biedenkopf) den Einsatz von Solarthermie und Wärme aus Biomasse zur Erdgasvorwärmung in einer Gasdruck-Regelanlage. Ziel ist die Verbesserung der Effizienz und des Klimaschutzes im Erdgas-Netzbetrieb. Mit einem symbolischen Knopfdruck nahm am Freitag die Hessische Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Lucia Puttrich gemeinsam mit Landrat Robert Fischbach, E.ON Mitte-Vorstandsmitglied Thomas Weber, Professor Dr. Klaus Vajen von der Universität Kassel, Kirchhains Erstem Stadtrat Dietmar Menz und FSAVE Solar-Geschäftsführer Roland Heinzen die Anlage offiziell in Betrieb. In Gasdruck-Regelanlagen ist die Vorwärmung des Erdgases zwingend erforderlich, um eine physikalisch bedingte Vereisung der Anlagen bei der Druckreduzierung zu vermeiden. In Großseelheim sollen zukünftig etwa 70 bis 80 Prozent des bisherigen Erdgasverbrauches zur Vorwärmung von jährlich etwa 1,7 Millionen Kilowattstunden durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel und weiteren regionalen Unternehmen mit rund 355 Quadratmetern Fläche eine der größten Solar-Kollektoranlagen Hessens in Kombination mit einem innovativem Speicherkonzept errichtet. Mit Unterstützung der Stadt Kirchhain konnte zudem eine Wärmelieferung aus der nahe gelegenen Biogasanlage der Nahwärmegenossenschaft „Nahwärmenetz Großseelheim eG“ realisiert werden generic synthroid.
Hessens Umweltministerin Lucia Puttrich zeigte sich beeindruckt von dem Konzept zur Nutzung von Umweltwärme und Biomasse bei der Erdgasvorwärmung: „Auf diese Weise wird nicht nur ein Beitrag zur Verbesserung der Effizienz bei der Erdgasversorgung geleistet, sondern gleichzeitig deutlich gemacht, welche Innovationen bei der Nutzung erneuerbarer Energien möglich sind.“ Landrat Robert Fischbach lobte das richtungsweisende Projekt: „Für die Nutzung der Solarwärme hat dies eine positive Signalwirkung und unterstützt uns bei dem Ziel, bis zum Jahr 2040 die benötigte Energie im Landkreis Marburg-Biedenkopf durch erneuerbare Energien zu decken“. Thomas Weber verwies auf die gute Kooperation der Projektpartner: „Kombinieren statt konkurrieren, das ist die richtige Strategie, um solche innovativen Projekte auf den Weg zu bringen“. Für E.ON Mitte habe die Verbesserung der Effizienz und des Umweltschutzes im gesamten Netzbetrieb einen hohen Stellenwert. Professor Dr. Klaus Vajen von der Universität Kassel hob die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft hervor: „Nur in partnerschaftlichen Verbindungen lassen sich kreative Ideen in konkrete Projekte umsetzen. “So habe die FSAVE Solartechnik, eine Technologie-Ausgründung aus der Universität Kassel, maßgeblich bei der Konzeption dieses Projektes mitgewirkt. Kirchhains Erster Stadtrat Menz freute sich über das fortschrittliche Projekt: „Geradezu ideal sei zu Möglichkeit, Wärme aus der nahe gelegenen Biogasanlage zur Erdgasvorwärmung zu nutzen“. Damit sei für die Biogasanlage eine gute Grundauslastung gewährleistet.
Erdgas wird mit Sonnenwärme und Biomasse vorgeheizt
In der Gasdruck-Regelanlage wird Erdgas aus der Ferntransportleitung von Schwalmstadt-Wiera nach Großseelheim zur regionalen Verteilung entnommen. Dazu ist eine Reduzierung des Druckes von rund 90 auf etwa 16 bar erforderlich. Das Erdgas muss bei dieser Druckreduzierung vorgewärmt werden, da es sonst in den technischen Anlagen aufgrund physikalischer Effekte zu Vereisungen kommt, die eine sichere Versorgung gefährden würden.
Zur Gasvorwärmung wird in Großseelheim vorrangig die Wärmeenergie aus der 355 Quadratmeter großen Solarkollektor-Anlage eingesetzt, die mit einem 25 Kubikmeter großen Solarenergiespeicher kombiniert ist, der die Wärme für den nächtlichen Bedarf puffert. Aufgrund der relativ niedrigen Temperaturen von ca. 50 bis 60 Grad Celsius, die bei der Gasvorwärmung benötigt werden, sind Solarkollektoren für diesen Prozess sehr gut geeignet. Über eine rund 300 Meter lange Leitung werden zusätzlich jährlich rund 800.000 Kilowattstunden Wärme aus der nahe gelegenen Biogasanlage bezogen. Für den restlichen Wärmebedarf stehen die bisher in der Gasdruck-Regelanlage eingesetzten konventionellen Gaskessel bereit. Die Enertracting GmbH übernimmt das komplette Wärmemanagement für die Gasvorwärmung.
Zukünftig sollen jährlich insgesamt rund 1,1 Million Kilowattstunden Erdgas durch regenerative Energiequellen ersetzt werden. Das bisher einzigartige Projekt, für das insgesamt rund 165.000 Euro investiert wurden, vermeidet jährlich über 24 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen.