Klimawandel in der Vergangenheit

Die erste 2000 Jahre umfassende Temperaturrekonstruktion für einzelne Kontinente

Der Klimawandel in der Vergangenheit unterschied sich deutlich von Region zu Region. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie mit Beteiligung Gießener Wissenschaftler, die durch das internationale PAGES-Projekt (Past Global Changes) koordiniert wurde. In dieser Studie wurden erstmalig die regionalen, kontinentalen Temperaturen der letzten ein- bis zweitausend Jahre umfassend rekonstruiert. Ein zentrales Ergebnis ist, dass der global  vorherrschende Abkühlungstrend  – hervorgerufen durch reduzierte Sonneneinstrahlung im Sommer und Vulkanismus – seit Ende des 19. Jahrhunderts durch Erwärmung abgelöst wurde.

Etwa achtzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt arbeiteten gemeinsam an der Studie „Kontinentale Temperaturvariabilität über die letzten beiden Jahrtausende“, die nun in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ veröffentlicht wurde. Diese Arbeit stellt eine der umfassendsten und umfangreichsten zu diesem Thema dar. Das internationale Autorenteam – darunter Prof. Jürg Luterbacher, PhD und Dr. Johannes Werner vom Institut für Geographie – wertete Klimaarchivdaten von allen Kontinenten aus, um die Temperaturschwankungen der vergangenen beiden Jahrtausende zu erfassen. […]

Die Temperaturentwicklung über alle Kontinente war innerhalb der Hemisphären gleichförmiger als zwischen Nord- und Südhemisphäre. „Besondere Zeiträume wie die mittelalterliche Klimaanomalie oder die ‚Kleine Eiszeit‘ fallen zwar auf, zeigen aber kein global einheitliches Muster“, sagt Prof. Luterbacher. Um das Jahr 1500 fielen die Temperaturen zwar überall unter das langjährige Mittel – allerdings fand der Temperaturrückgang in der Arktis, Europa und Asien einige Jahrzehnte vor dem in Nordamerika und der Südhemisphäre statt.

Umkehrung des langjährigen Abkühlungstrends

Das einheitlichste Muster über alle Regionen über die letzten 2000 Jahre war ein langjähriger Abkühlungstrend. Dieser wurde wahrscheinlich von einer Kombination verschiedener Faktoren hervorgerufen: Die vulkanische Aktivität höher, die die Sonnenaktivität ging zurück, die Landnutzung änderte sich und die Erdumlaufbahn ändert sich langsam. Diese Abkühlung endete allerdings gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die Erwärmung im letzten Jahrhundert war eine deutliche Trendwende. Nur in der Antarktis blieb es kühl. Eine Analyse von dreißigjährigen Durchschnittstemperaturen zeigt, dass der Zeitraum von 1971 bis 2000 wahrscheinlich der wärmste Zeitraum der letzten 1400 Jahre war.

Kühlere Perioden zwischen 830 und 1910 waren besonders zu Zeiten schwacher Sonnenaktivität und starker Vulkanausbrüche in den Tropen ausgeprägt. Beide Phänomene traten häufig simultan auf und führten zwischen 1251 und 1820 zu deutlich reduzierten Temperaturen in fünf unterschiedlichen Abschnitten von zwischen dreißig und neunzig Jahren. Die Erwärmung über das 20. Jahrhundert war im Durchschnitt auf der Nordhalbkugel doppelt so groß wie auf der Südhalbkugel. Allerdings gab es in einigen Regionen durchaus Dreißigjahresabschnitte, die mindestens so warm wie das 20. Jahrhundert waren. So war es vermutlich in Europa zwischen den Jahren 21 und 80 n.Chr. wärmer als von 1971 bis 2000.

Quelle: Pressemitteilung der Uni Gießen, 2013

„Continental-scale temperature variability during the last two millennia”, PAGES 2k Consortium, Nature Geoscience, online veröffentlicht am 21. April 2013
DOI:  10.1038/NGEO1797

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