Haselnuss und Erle, Kranich und Schneeglöckchen

Schneeglöckchen

Die Schneeglöckchen blühen selbst in höheren Lagen, Allergiker werden schon von Haselnuss- und Erlenpollen geplagt und die ersten Kraniche sind schon über halb Deutschland hinweg gezogen. Dieser Winter scheint  sich alle Mühe zu geben die Überlänge des letzten Winter wieder auszugleichen. Schon Ende Januar registrierte die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst die ersten Hasel- und Erlenpollen in Baden-Württemberg. In geschützen Lagen blühen die Schneeglöckchen mancherorts  schon genausolang. Aber nicht nur am Rheingraben, auch  in Wien wurden schon bereits vor einer Woche die ersten Schneeglöckchen gesichtet, was angesichts von bis zu 20°C  nicht überrascht. Und die ersten Kraniche haben Anfang dieser Woche schon die östlichen Bundesländer erreicht. Die Phänologieexperten der meteorologischen Instituten von Deutschland und Österreich dokumentieren seit Jahrzehnten die Verschiebungen im Zyklus von Flora und Fauna.

Die ersten Kraniche sind dieser Tage über die Mitte Deutschlands von Mittel- und Nordhessen  Richtung Thüringen gezogen. Die Zugvögel gelten als Boten des Frühlings. Nach dem letzten langen Winter machten sich die Zugvögel von ihrem  Winterquartier in Südeuropa und Nordafrika erstaunlicherweise nur vier Wochen später auf in die Brutgebiete im Norden.  Dass sie im letzten Jahr zu einer recht durchschnittlichen Zeit Anfang März Richtung Skandinavien, Baltikum, Weißrussland und Polen ziehen würden, war genausowenig zu erwarten,  wie, dass sie sichdieses Jahr jetzt schon aufmachen.

Pflanzen als Klimaindikator

Doch nicht nur die Kraniche, auch Haselnuss und Erlen vermelden einen frühen  Frühlingsanfang. Diese Verschiebungen in der phänologischen Uhr werden üblicherweise  eher an einigen Zeigerpflanzen dokumentiert. Das Jahr wird in der Pflanzenphänologie  in zehn „phänologische Jahreszeiten“ eingeteilt, die physiologisch-biologisch eindeutig begründete sind. Der Beginn jeder „phänologischen Jahreszeit“ wird somit von bestimmten Pflanzenarten angezeigt. In einer Arbeit des Instituts für Pflanzenökologie der Universität Gießen im Rahmen des hessischen „Integrierten Klimaschutzprogramm“ (INKLIM) wurden die  Klimafolgen in der Pflanzenökologie für Hessen insgesamt und für eine bestimmte hessische Region detailliert untersucht. Das Fachzentrum Klimawandel Hessen stellt diese neben vielen anderen Untersuchungen dar.

Danach hat sich das  Klima in Hessen hat über 40 Jahre seit 1961 deutlich verändert. Die Lufttemperatur hat im Schnitt um 1 °C, die Anzahl der Sommertage und der heißen Tage zugenommen. Die der Frosttage hat abgenommen. Der Vegetationsbeginns hat sich um 12 Tage verlängert und der Eintritt der phänologischen Phasen findet früher statt. Dabei zeigen die Frühjahrsphasen den stärksten Trend.

Dies deck sich mit vergleichbaren Beobachtungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien. Zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dokumentiren sserit Jahrzehnten das Datum der ersten Blüte von Zeigerpflanzen wie Schneeglöckchen, Hasel, Apfel oder Marille. Die Auswertung dieser Daten stellt für die Phänologie-Expertin Elisabeth Koch ein eindeutiger Hinweis auf die im Gang befindliche Erwärmung dar. „In den letzten 30 Jahren hat sich z.B. die erste Blüte der Schneeglöckchen um 2 Wochen nach vorne verschoben.“ Neben denen der Zeigerpflanzen,  lassen sich auch aus den Weinlesedaten im Projekt BACCHUS, welches an der ZAMG durchgeführt wurde, Rückschlusse auf das Klima ziehen. Anhand von diesen konnte das Sommerklima bis zurück ins Jahr 1500 im Raum Wien und Klosterneuburg rekonstruiert werden.

Nicht nur die Blüte selbst auch der Pollenflug ist ein guter Anzeiger, wie viele Allergiker berichten können. Aktuell möchte das Referat Lufthygiene beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Freiburg zum ersten Mal in Deutschland den Einfluss und die Auswirkung des Klimawandels auf die Pollenbelastung in unterschiedlichen Regionen Deutschlands untersuchen.

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