Landwirte investieren in Erneuerbare Energien

Landrat Robert Fischbach eröffnet das Kommunale Energieforum 2008

Nach dem Ende der Hochpreisphase für Agrarprodukte beschäftigen sich Landwirte wieder zunehmend mit Energieprojekten. Zu einer Versammlung der Ortslandwirte und des Gebietsagrarausschusses in der Lahnfelshalle Lahntal-Goßfelden bei Marburg Ende Februar kamen 180 Besucher. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf möchte bis zum Jahr 2040 unabhängig von fossilen und atomaren Energieträgern zu werden. Das Ziel ist 100% Erneuerbare Energie. Die Landwirte nehmen dabei eine bedeutende Rolle ein. Das Kompetenzteam Erneuerbare Energien ist im Fachbereich Ländlicher Raum der Kreisverwaltung angesiedelt.

Erneuerbare Energien sind Chance für die Landwirtschaft
Ein Schwerpunkt der Ortslandwirteversammlung bildete daher das Thema „Erneuerbare Energien“. Der Vortrag von Michael Diestel vom Bayerischen Bauernverband und Gründer von Agrokraft auf großes Interesse, der zum Thema
„Erneuerbare Energien – Das Potenzial Gemeinschaft“ referierte. Der Geschäftsführer des Kreisverbands Rhön-Grabfeld erläuterte mehrere tragfähige Projekte mit erneuerbaren Energien, die von Landwirten und Bürgern gemeinschaftlich umgesetzt werden. Zu der großen Chance für die Landwirtschaft seien die Bedrohung durch den Klimawandel sowie die aktuelle Wirtschaftskrise weitere Motivationen. Derzeit werde wohl Geld sicherer in einem heimischen Acker oder einer Photovoltaikanlage angelegt, als in einer nordamerikanischen Immobilie.

Zum Nutzen der Region
Die Projekte haben Ihren Charme in der Ortsnähe: Die Ersparnisse werden zum eigenen wie zum Nutzen der Region in heimischen sinnvollen Projekten angelegt. Die produzierte Energie hauptsächlich in der eigenen Region verbraucht. Die Agrokraft GmbH wurde aus dem Bayerischen Bauernverband heraus gegründet und hat mit 100 Gesellschaftern das erste Bürgersolarkraftwerk in Großbardorf mit 1,8 Megawatt Leistung und in einem Investionsvolumen von 7,6 Mio Euro errichtet. Inzwischen wurden viele weitere Projekte erfolgreich umgesetzt. Dazu wurde im vergangenen Sommer die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Energie-Genossenschaft gegründet. Sie dient dazu Projekte realisieren zu können, die als Einzelprojekt zu klein sind, wie Photovoltaik-Dachanlagen und kleinere Wasserkraftwerke. „Das konte nur so gut gelingen, weil hier viele Menschen an einem Strang ziehen“, so der Agraingenieur Michael Diestel.

Praxisbeispiele überzeugen

Vielen Landwirten genügen solch allgemeine Informationen nicht mehr. Das Kompetenzteam bietet ihnen vielfältige Unterstützung bei der Realisierung von Projekten der Erneuerbaren Energien. Dies ist auch nach Erfahrung Michael Diestels geboten: „Die Menschen haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Sie wollen sich für Umweltschutz einsetzen, wissen aber oft nicht, wie. Dafür bieten solche Projekte Gelegenheit.“ Mit Exkursionen zu Praxisbeispielen und Fachvorträgen zu einzelnen Anlagentechniken.

Energetische Nutzung regional verfügbarer Roh- und Reststoffe
Am letzten Freitag informierten sich etwa 30 Landwirte bei einer solchen Veranstaltung über die Trockenfermentation. Hier wird im Gegensatz Erzeugung von Biogas in der Nassfermaention mit zumeist Mais, Biomüll und nachwachsende Rohstoffe in geschlossenen Stahlbetonräumen anaerob umgesetzt. Ziel ist selbstverständlich auch hier die Erzeugung von Biogas und dessen Verwertung in einem Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme. Aber in einer Feststoffvergärungsanlage kann bis auf wenige Ausnahmen jedes biogene Material vergoren werden. 2001 wurde das Unternehmen Bioferm, das sein Verfahren den Landwirten vorstellte anlässlich der AGRITECHNICA 2001 für die Entwicklung ihrer Feststoffvergärungsanlage mit dem Innovationspreis der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. in Silber ausgezeichnet.

Unterstützung bei konkreten Projekten
Im Anschluss präsentierte Dipl. Ing Auke Lootsma die Konzepte des Witzenhausen-Institut zur energetischen Nutzung regional verfügbarer Roh- und Reststoffe. Sie unterstützen die Interessenten bei der Umsetzung ihrer Anlagen von der Erarbeitung der Konzeption bis zu Vertrags- und Genehmigungsunterlagen. Die Unterstützung bezieht sich sowohl auf Holzheizwerke für die Wärmeversorgung von Gebäuden und Biogas für Kraft-Wärme-Kopplung als auch auf industrielle Prozesswärme verbunden mit Stromerzeugung aus Sekundärbrennstoffen oder Bio-Kraftstoffe.

Podiumsdiskussion zur Solarmesse
Auch die inzwischen im Landkreis schon traditionelle Solarmesse 2009, die 5. Regionalmesse für Erneuerbare Energien widmet sich dem Ziel des Landkreises, bis 2040 die Energie 100% Erneuerbaren Quellen zu erhalten. Volker Carle, Cölbes Bürgermeister lädt am Donnerstag, den 7. Mai um 19:00 Uhr zu einer Podiumsdiskussion in die Gemeindehalle Cölbe. Es diskutieren prominente Vertreter der Region aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Fragen: „Wie sieht die effiziente, nachhaltige Energieerzeugung und -nutzung im Jahre 2040 aus? Was muss getan werden, um das 2007 beschlossene Ziel des Landkreises zu erreichen, bis zum Jahr 2040 unabhängig von fossilen und atomaren Energieträgern zu werden.“ Zwei Tage später am 9. Mai öffnet dann die Solarmesse 2009 zum fünften Mal für zwei Tage ihre Pforten im Haus am Wollenberg in Sterzhausen. Das Interesse am Thema ist riesig. Die Halle war schon 3 Monate vor der Messe weitgehend ausgebucht.

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