Die grüne Stadt

GRÜNViele Metropolen bemühen sich um Ressourcen und Klima schonende Energieerzeugung und -nutzung. Dies ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart und eine Voraussetzung für eine lebenswerte Stadt. Denn die Städte verbrauchen 75 Prozent der Energie und sind für 80 Prozent der Treibhausgase verantwortlich.
Dieser Herausforderung stellt sich das Klimabündnis, dem über 1400 Städte, Gemeinden und Landkreise angehören, u.a. zählen Berlin, Wien, Frankfurt am Main und München zu seinen Mitgliedern. Die unterschiedlichen Bedingungen und Potenziale werden systematisch erfasst, um den CO2-Ausstoß zu bilanzieren, aber vor allem auch Maßnahmenkataloge zu erstellen.

Platz 1 des Katalogs: Bausünden beseitigen
Der Maßnahmenkatalog in Wien nennt sich Energie-Effizienz-Programm. Es wurden für alle Wohngebäude die Sanierungskosten ermittelt und klassifiziert. Auf Grundlage einer daraus entstandenen immensen Datenmenge, die auch den Verbrauch von Haushaltsgeräten, vom Fernseher bis zum Föhn umfasst, wurde eine Liste mit hundert Sparmaßnahmen entwickelt. Wobei diejenigen Projekte höchste Prorität genießen, die möglichst schnell und günstig Energie sparen. Die Beseitigung der Bausünden aus den fünfziger bis siebziger Jahren bekam daher Platz eins. Zu dieser Zeit war das Heizöl so billig, dass bekanntermaßen kaum jemand über solche Dinge, wie Wärmedämmung nachdachte. Dies muss nun nachgeholt werden.

90 Prozent weniger CO2

Auch in München wurden in den letzten Jahren schon viele Maßnahmen zur Energieeinsparung, Effiziensteigerung und zum Einsatz Erneuerbarer Energien umgesetzt. Jetzt wurde vor einigen Tagen im Münchhauser Rathaus zum ersten Mal eine Studie vorgestellt, die das Gesamtpotenzial der Verringerung des CO2-Ausstoßes einer Großstadt wie München ermittelt hat. Der grüne Bürgermeister Hep Monatzeder hat zusammen mit den Wissenschaftlern von Siemens und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (WIKUE) die Studie München – Wege in eine CO2-freie Zukunft. Nach dieser könne bis Mitte des Jahrhunderts eine Großstadt wie München seine CO2-Emissionen um fast 90 Prozent reduzieren. Dabei käme es für die Bewohner zu keinen Einschränkungen der Lebensqualität.

Vorsorge für die Nach-Erdölzeit
Das ehrgeizigste Vorzeigeprojekt befindet sich aber in einer auf den ersten Blick überraschenden Region: Auf der arabischen Halbinsel. Das Emirat Abu Dhabi, das zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört hat gerade fast zwei Milliarden Euro in eine Beteiligung am Autokonzern Daimler investiert. Doch das Emirat erhofft sich nicht nur Gewinne, es sorgt vor allem in einer wohl durchdachten Strategie für die Zeit nach dem Ende des Erdölszeitalters vor, das ihm seinen Wohlstand ermöglicht hat.
Das erklärte Staatsziel von Abu Dhabi ist es, den Öko-Sektor massiv auszubauen. Im Jahr 2020 soll ein Fünftel des Energiebedarfs des Emirats aus regenerativen Quellen kommen. Zu diesem Ziel passt es, dass Daimler mit dem Kapital aus der Beteiligung ermöglicht wird, die Entwicklung von Elektromobilen massiv voranzutreiben. Diese sollen dann auch in einer CO2-neutrale Stadt für zumindest 50.000 Menschen in dem Emirat rollen, die die staatliche Firma Masdar derzeit baut. Wobei in ihr vollständig auf private PKWs verzichtet werden soll.

Die Grüne Stadt
Das Projekt „Grüne Stadt“ bei der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate wird seit 2007 geplant und am 9. Februar hat der Bau begonnen. Zwischen dem Flughafen Abu Dhabis und der Chalifa City erstreckt sich das rund sechs Quadratkilometern Gebiet mit Wohnungen für 50.000 Menschen und Arbeitsplätze für 90.000. Die Kosten der Errichtung von Masdar-City sollen sich auf 22 Milliarden US-Dollar belaufen. Die Stadt wird ausschliesslich mit erneuerbaren Energien betrieben werden und ohne Abfall und ohne Ausstoss von Kohlendioxid auskommen.
Damit aber nicht genug: Denn in der „Grünen Stadt“ soll die Forschungseinrichtung „Masdar Institute of Science and Technology“ angesiedelt weden, welche in eng mit dem „Institute of Technology“ in Massachusetts zusammenarbeit. Diese Modellstadt soll das kreative Zusammentreffen von Politikern, Investoren, Wissenschaftlern und Studenten in einer außergwöhnlichen und anregenden Umgebung, die Entwicklung von Ideen und Visionen ermöglichen, mit dem einen großen Ziel: Die Weiterentwicklung der regenerativen Energien für die Zeit ohne Erdöl.

Das Berlin der Zukunft
Die grundsätzliche Frage, wie eine Großstadt nachhaltig Ressourcen und Klima schonend mit Energie versorgt werden kann, stellt sich die ZEIT. In ihrem WISSEN-Magazin versuchen die Autoren am Beispiel Berlins zu ergründen, wie man eine Millionenstadt am besten mit Strom und Wärme versorgt. Dies ist ein Teil von vier Dossiers zu dem Thema wie sich die Berliner eine ideale Stadt ausmalen.
Mit vielen Praxisbeispielen wird unterfüttert, wie der Energiehunger einer Metropole gestillt werden kann. Kohle gehört offenbar nun nicht mehr dazu, nachdem vor zehn Tagen Vattenfall nach einer jahrelangen Diskussion seine Pläne für ein Großkraftwerk auf Steinkohlebasis am Standort Klingenberg im Bezirk Lichtenberg aufgeben hat. Der Konzern setzt nun bei der Berliner Energieversorgung auf kleinere und effizientere Lösungen und will mit dem Senat eine Klimaschutzvereinbarung abzuschließen. An dem geplanten Standort entstehen nun kleinere Kraftwerke, die mit Gas und Biomasse befeuert werden sollen. Dies passt dem Berliner Senat besser in das Energiekonzept für das Land, das derzeit erstellt wird. Ende Mai will er ein Leitbild zur Energiepolitik der kommenden Jahre vorlegen und Ende des Jahres schließlich dann das endgültige Konzept.

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