Derzeit treffen nahezu stündlich neue Meldungen zu Klimawandel und Erneuerbare Energien ein. Nur es sind nicht Katastrophen-meldungen, sondern inmitten der Wirtschaftskrise positive Nachrichten, Erfolgsmeldungen und das worauf derzeit so viele hoffen: Konjunkturimpulse! In diesem Sektor ist eine beispiellose Dynamik entstanden. In Erneuerbare Energien zu investieren wird weltweit als Chance begriffen, um neue Investitionen anzustoßen und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, die einen erheblichen Beitrag am wirtschaftlichen Desaster geleistet haben.
Wenn nicht jetzt, wann dann
Dies hat auch die neue US-Regierung erkannt. Für Barack Obama ist die Abhängigkeit des Landes von ausländischem Öl eine der größten Bedrohungen. Dazu kämen die Gefahren durch den Klimawandel, der zu gewalttätigen Konflikten, Stürmen, untergehenden Küsten und Katastrophen führen könne. „Amerika wird sich nicht zur Geisel von schwindenden Ressourcen, feindlichen Regimes und einem sich aufheizenden Planeten machen“, so Obama bei der Bekanntgabe der Anweisung an die Umweltbehörde EPA, das Verbot zu überprüfen, nach dem die US-Bundesstaaten keine eigenen Höchstwerte für den Schadstoffausstoß festlegen dürfen. Darum hatte unter anderem Gouverneur Schwarzenegger gebeten.
Der Automobillobbyist Ferdinand Dudenhöffer meinte in einem Interview dazu, dass Obamas Vorstoß „zukunftsweisend und richtig“ sei und die Investitionsblockade in den USA auflösen werde. „Das wird auch ein großer Vorteil für die deutschen Premiumhersteller sein, weil die mit der Umwelt- und Spritspartechnik sehr gut gerüstet sind.“ Obama sei „der große Wurf gelungen, der die Umwelt nach vorne bringt“, so Dudenhöffer. Hingegen befinde sich Bundeskanzlerin Merkel eher auf der Linie von Obamas Amtsvorgänger, da sie die Klimaziele auf 2015 verschoben habe.
USA wollen zurück in die Vorreiterrolle
Die Ernennung des Juristen und ehemaligen Beraters von Bill Clinton Todd Stern zum Klimaberater, gilt als weiteres Signal dass die neue US-Regierung es ernst meint mit dem Klimaschutz. In den Verhandlungen zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen will sie nunmehr eine Vorreiterrolle übernehmen.
Nicht nur die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist ein wichtiges Kriterium für sofortige Investitionen, es lohnt sich auch anstelle späterer und teurerer Reparaturen. Zu diesem Ergebnis kam der britische Ökonom Nicholas Stern in einer Studie für die britische Regierung schon 2006. Nunmehr wurde in Brüssel eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey von Stern gemeinsam mit EU-Umweltkommissar Stavros Dimas vorgestellt, die zum gleichen Ergebnis kommt.
Vor kurzem hatte die EU einen Bericht zum Klimawandel vorgestellt, in der regionale Auswirkungen in Spanien untersucht werden. Diese gehört zu einer Reihe von Studien, mit der die Klimafolgen weiter spezifiziert werden, da diese Fragen zunehmend bedeutsam für die Volkswirtschaften in der EU werden. Neun von zehn Katastrophen, die seit 1980 in Europa passierten, weisen einen Bezug zum Klimawandel auf und sind zudem für 95% der wirtschaftlichen Schäden verantwortlich.
In der Weltklimastudie von McKinsey wurde nun errechnet, dass eine Wende hin zu einer klimafreundlichen Weltwirtschaft pro Jahr zwischen 150 und 400 Milliarde Euro kosten würde. Diess sei weniger als ein Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes und bedeute, dass für jede durch Menschen erzeugte Tonne Kohlendioxid (CO2), Zusatzkosten von vier bis zehn Euro. Diese seien tragbar und zudem geringer als erwartet. Vor allem aber lägen sie niedriger als die Kosten eines ungebremsten Klimawandels.
Nach verschiedenen Studien von Versicherern, Wirtschaftsinstituten und vom WWF können die volkswirtschaftlichen Schäden eines ungebremsten Klimawandels langfristig fünf bis 20 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes aufzehren.
Investitionen in Erneuerbare Energien
Die Autoren der McKinsey-Studie listen 200 Vorschläge auf, wie die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 bis 70 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden könnten. So reduziere die verstärkte Nutzung der Erneuerbaren Energien die CO2-Emissionen 2030 um 14 Milliarden Tonnen pro Jahr. 30 Prozent des Strombedarfs könnten bis 2030 aus Erneuerbaren Energien gedeckt werde. Weiteres Potenzial in ähnlicher Höhe liege in der Land- und Forstwirtschaft und einer besseren Energieeffizienz.
Schon seit vielen Jahren werden in Deutschland private Investitionen in Erneuerbaren Energien und in Wärmedämmung in verschiedenen KfW-Programmen gefördert. Doch in vielen Bundesländern wurde das Potenzial bisher nicht erkannt. Das Bundesland mit den meisten Banken, in dem auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau ihren Sitz hat, Hessen liegt an vorletzten Stelle. Mit Abstand die meisten aller Mittel des KfW-Programms „Erneuerbare Energien“, nämlich 35 Prozent fließen nach Bayern. „Die Bürger in Bayern haben früher als andere die hohe Bedeutung erneuerbarer Energien zum Schutz der Umwelt und auch des eigenen Geldbeutels erkannt“, wie der stellvertretende Landesvorsitzende des Arbeitskreises „Umweltsicherung und Landesentwicklung“ der CSU erfreut feststellt.
Doch das wirkliche Wachstum bei den Erneuerbaren Energien findet außerhalb Deutschland statt. Die Aufbruchstimmung in den USA, die wie so oft nicht zögerlich an etwas herangehen, wird einen neuen, bisher ungeahnten Schub auslösen. Deutschland und Europa müssen sich sputen, wenn sie nicht wieder die Rolle des staunenden Beobachters einnehmen wollen. Das, was hier entwickelt wurde, könnte sonst wieder einmal vor allem wo anders für viele neue Arbeitsplätze und Wohlstand sorgen.