Unter diesem Titel resümiert der Verfasser des “Themas des Tages” beim Deutschen Wetterdienst zum Jahresabschluss den bisherigen Winter: “Das alte Jahr ist fast vorbei, der Winter allerdings dauert nach Meteorologendefinition noch zwei Monate bzw. laut Kalender noch zwei Monate und drei Wochen und damit bis kurz vor Ostern, das in 2013 am ersten Wochenende nach Frühlingsbeginn liegt. Formal also haben wir tatsächlich Winter, aber der Blick nach draußen oder auf unsere Warnseite ist diesbezüglich ziemlich kümmerlich.”
Kein Realwinter absehbar
Der Diplom-Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach berichtet, dass für die nächste Zeit deren unsere Wettermodelle keinen Realwinter vorhersehen. Für die erste Januardekade sei im Norden nicht mal Nachtfrost in Sicht. Richtung Süden seien zwar Nachtfröste wahrscheinlicher, doch auch dort keine winterliche Eistage mit Höchstwerten unter null Grad zu erwarten.
Was ist also von solchen Meldungen zu halten, die manche Wetterpropheten in Ihren Blogs verbreiten: Chaoswinter steht bevor! Vorhersagen, die ganze Winter betreffen und von Boulevardblättern gerne gedruckt werden. Auc hier wird ja anhand von ein paar Frosttagen gerne in diesem Sinne spekuliert.
Dazu äußert sich der Meteorologe sehr wohltuend: “Und wie geht es danach weiter? Hab ich mich schon mit einer Zehntagesvorhersage ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, so muss man schon ins Internet, um Winterwettervorhersagen der Kollegen außerhalb des Wetterdienstes zu finden. Wir trauen uns so etwas erst gar nicht zu.”
Halbwahrheiten und Prophetentum
In solchen dramatischen Artikeln finden sich dann Aussagen, dass es in einigen Regionen etwas zu kalt werden wird, was er als zutreffend bestätigt, aber moniert, dass zur Wahrheit auch die Gebiete gehören, die dann erheblich zu warm waren, teils mit
nicht amtlichen, “aber realistischen Höchstwerten über 20 Grad”.
Bleiben die Chaos-Winter-Vorhersagen für Januar und Februar, die aber in den Augen des Fachmanns auch nicht mehr hergeben:
“Für Januar wird im angekündigten Chaos-Winter stinknormales deutsches Winterwetter mit Schnee auf den Bergen und überwiegend schneefreien Niederungen vorhergesagt. Im Februar muss dann mit sibirischer Kälte gerechnet werden. Diese
Erkenntnis finden wir in jedem meteorologischen Lehrbuch unter dem Thema Singularitäten, also WitterungsREGELfälle.
Wir sind nun also kein bisschen schlauer als zuvor, denn diese Winterwettervorhersage aus dem Internet finden wir in jedem
Meteorologiebuch zum Thema Wetter und Witterung und sie könnte von jedem gelernten Wetterfrosch zum Zeitpunkt der Erstellung guten Gewissens unterschrieben werden.”
Wohltuend ernüchternd sind seine Kommentierungen solcher Langfrist- und dramatisierenden Vorhersagen. Gerade solche Artikel in Internetblogs helfen nicht beim Verständnis der komplexen Zusammenhänge. Sie dienen meist nur der Befriedigung von Sensationslust und im Falle sogenannter Klimaskeptiker dafür, sich durch Übersteigerung seine eigene Meinung scheinbar bestätigen zu lassen.
Quelle: Deutscher Wetterdienst, 2012 – Thema des Tages