Die Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes (KHR) hat in dem Projekt “RheinBlick2050″ die Auswirkungen des globalen Klimawandels auf den Rhein etwa mit extremen Niedrig- und Hochwassern untersucht. Seit Anfang 2008 haben in dieser international besetzten Gruppe von Hydrologen und Meteorologen an der Fragestellung gearbeitet, wie sich ein zukünftiger Klimawandel auf das Abflussverhalten des Rheins und seiner großen Nebenflüsse auswirken könnte. Die Ergebnisse werden derzeit im Rahmen eines internationalen Kolloquiums am 13. und 14. Oktober im Bonner Uni-Club vorgestellt.
Ziel von “RheinBlick2050″ sind koordinierte Abflussszenarien für das internationale Rheineinzugsgebiet. Die acht beteiligten Forschungsinstituten aus fünf Staaten zeigen hierbei die Bandbreite möglicher zukünftiger Entwicklungen auf. Auf Grundlage der für Mitteleuropa verfügbaren Simulationen regionaler Klimamodelle wurden für ausgewählte Pegel entlang des Rheins, der Mosel und des Mains eine Vielzahl von gleichermaßen möglichen zukünftigen Abflusszuständen bis in das Jahr 2100 simuliert und hinsichtlich zukünftiger Änderungen der Hoch-, Mittel- und Niedrigwasserabflüsse ausgewertet.
Klimawandel – Auf der Suche nach “angemessenen Anpassungsstrategien”
Globale Klimamodelle weisen auf großräumige Änderungen des Niederschlagsverhaltens hin, etwa eine Abnahme der Sommer- und eine Zunahme der Winterniederschläge in Mitteleuropa. Dies wird sich natürlich auch auf die europäischen Flüsse auswirken. Selbst wenn Klimaschutzstrategien greifen sollten, wird der Klimawandel in den kommenden Jahren dennoch Folgen haben. Daher benötigen die Entscheidungsträger angemessene Anpassungsstrategien, um die negativen Effekte einer Klimaänderung auf Grundlage von aktuellen Erkenntnissen zu den möglichen Auswirkungen und Unsicherheiten zu minimieren. Dies ist der Grund für das Projekt “RheinBlick2050″ der KHR. Als Basis dienten Datensätze und Informationen aus verschiedenen nationalen Forschungsprojekten der Niederlande, Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz. Weitere Informationen können im Internet unter www.chr-khr.org eingesehen werden. Der Hochwassernotgemeinschaft Rhein gehören mehr als 70 vom Hochwasser betroffene Städte, Gemeinden und Bürgerinitiativen an.
Für die nahe Zukunft (2021 bis 2050) ergeben sich gegenüber dem Vergleichszeitraum (1961-1990) im hydrologischen Sommer (Mai bis Oktober) für mittlere und niedrige Abflüsse keine klaren Änderungstendenzen. Für die hydrologischen Wintermonate (November bis April) werden ansteigende Abflüsse in Niedrigwassersituationen angezeigt. Bei einer weiteren Zunahme der Treibhausgasemissionen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts, würden die Änderungen des Abflussregimes nach gegenwärtigem Kenntnisstand allerdings deutlicher. Für den mittleren Abfluss werden unter diesen Bedingungen für die ferne Zukunft (2071 bis 2100) beispielsweise Zunahmen zwischen 5% und 40% im Winter und Abnahmen zwischen 5% bis 30% im Sommer simuliert.
„RheinBlick2050“ liefert einen wertvollen Beitrag zur Abschätzung des zukünftigen Abflussregimes des Rheins. Die Arbeiten zeigen insbesondere, dass es nicht die eine Projektion des zukünftigen Abflussgeschehens gibt. Daher wird eine Vielzahl möglicher Entwicklungen in Form von Bandbreiten zusammengefasst. Diese finden bereits Berücksichtigung in der Expertengruppe „KLIMA“ der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR). Diese Kommission hat u.a. das politische Mandat, Szenarien zum Abflussregime des Rheins zu erarbeiten, welche als Grundlage für die Entwicklung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel in den Bereichen Ökologie, Hochwasserschutz, Infrastruktur, Transport, Energieproduktion oder Wasserversorgung dienen. Als Grundlage dafür sind entsprechende Leitwerte zur Orientierung zukünftiger Anpassungsmaßnahmen zu formulieren.
Angesichts des langen Simulationszeitraumes und der damit verbundenen Unsicherheiten, der zukünftig zu erwartenden weiteren Verbesserungen der Klimamodelle sowie der Vielzahl weiterer Einflussfaktoren auf die zukünftige Entwicklung der Abflüsse ist es erforderlich, Projekte wie „RheinBlick2050“ in regelmäßigen Abständen fort zu entwickeln. Die vollständigen Ergebnisse des Forschungsprojekts sind in Berichtsform auf den Internetseiten der KHR (http://www.chr-khr.org/files/CHR_I-23.pdf ) verfügbar.
Quelle: PM zum Kolloquium „RheinBlick2050„