7. ExtremWetterKongress: Zunahme von extremen Wetterereignissen erwartet

Am heutigen Freitag, dem Welttag der Meteorologie geht in Hamburg der 7. ExtremWetterKongress zu Ende. Mit 1.500 Teilnehmern ist der Kongress mittlerweile größte jährliche Treffen in Europa für Wissenschaftler aus Wetter- und Klimaforschung, Moderatoren, Wissenschaftsredakteure, Dienstleister und interessierte Laien zum Thema Extremwetter im Klimawandel.  Er hat sich in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten Kongresse in diesem Bereich entwickelt.

An den vier Tagen hatten rund 70 Referenten Vorträge insbesondere über die Zunahme von extremen Wetterereignissen und die Auswirkungen des Klimawandels, über Wetter & Gesundheit, die Warnungen vor Extremwetterereignissen, Extremwetter & Wirtschaft und die Entwicklung des arktischen Meereises gehalten. Im Vordergrund stand die zunehemnde Bedeutung von einheitlichen Warnungen vor extremem Wetterereignissen und die gesundheitlichen Risiken durch den Klimawandel.

Während des Kongresses hatten aktuelle extreme Wetterereignisse die Aufmerksamkeit nach Nordamerika und Austarlien gelenkt. Während teile Australiens erneut unter heftigen Niederschlägen litt, war der Norden der USA zweigeteilt: Viel zu kühl im Westen und viel zu warm Osten.  Dazu beginnt die Tornado-Saison beginnt in den USA immer früher.  Solche Entwicklungen eingehend wissenschaftlich zu untersuchen und weder voreilig dies dem Klimawandel zuzuschreiben noch genauso es ohne seriöse Grundlage auszuschließen, ist eine der Aufgaben der Klimaforschung.

Bilanz des 7. ExtremWetterKongresses

„Auf dem diesjährigen Kongress wurde immer deutlicher, dass mit dem Klimawandel erhebliche gesundheitliche Risiken verbunden sein werden. Mit der zu erwartenden Häufung an Hitzewellen im Sommer würde auch die Zahl der Hitzetoten deutlich zunehmen. 2003 war mit 55.000 Hitzetoten in Europa das bisher folgenschwerste Jahr. Aber auch im Jahr 2010 gab es eine Hitzewelle, bei der in Russland etwa 55.000 Menschen um Leben gekommen sind. Dabei ist es wichtig ist zu wissen, dass es sich im Wesentlichen nicht um Opfer handelt, die in den kommenden Monaten wahrscheinlich gestorben wären“, resümierte Kongressleiter Frank Böttcher den diesjährigen ExtremWetterKongress.

Zwei-Grad-Ziel nach Ansicht von Experten nicht mehr zu halten

Das Zwei-Grad-Ziel, so Böttcher weiter, sei nach Ansicht der Klimaforscher auf dem Kongress bei realistischer Betrachtung der Lage nicht mehr zu halten sein. Auch eine Begrenzung des globalen Temperaturanstieges um drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts wird bereits als „sehr schwierig“ eingeschätzt. Mit einer Zunahme an extremen Wetterereignissen sei zu rechnen. Vor allem bei Starkniederschlägen durch Sommergewitter und winterlichen Dauerregen sehen die Experten große Gefahren. „Es wird nicht möglich sein, die gesamte Infrastruktur, wie zum Beispiel Abwasserkanäle, auf die besonders extremen Ereignisse auszulegen. Daher kommt den Warnungen in den kommenden Jahren eine wachsende Bedeutung zu. Diese sollten regional präziser und möglichst einheitlich sein. Wenn es wirklich ernst wird, darf es nur eine Institution geben, die die Bevölkerung warnt. Single-Voice-Warnungen gewinnen vor diesem Hintergrund immer mehr an Bedeutung “, so Böttcher abschließend.

7. ExtremWetterKongress am Welttag der Meteorologie beendet

Arktisexperte Prof. Dr. Lars Kaleschke vom Klimacampus der Universität Hamburg erläuterte in seinem Vortrag „Rekordeisminimum in der Arktis?“ die ungewöhnliche Meereis-Situation der Arktis in diesem Jahr: „Mit einer im Februar weitgehend eisfreien Kara-See beginnt die Meereis-Saison in diesem Jahr äußerst ungewöhnlich“, so Kaleschke. Bereits im Jahr 2011 habe es im September einen negativen Rekord in den Tageswerten gegeben, allerdings nicht im Monatsmittel.
„Das erklärt die scheinbar widersprüchlichen Presseberichte“, so Kaleschke. „Allerdings“, betonte der Arktisexperte abschließend, „setzt sich der langjährige negative Trend der Abnahme der Meereisfläche fort.“

Expeditionsleiter Arved Fuchs präsentiert neue Expedition nach Grönland

Im Anschluss an Kaleschkes Vortrag stellte der Expeditionsleiter Arved Fuchs im Rahmen des 7. ExtremWetterKongresses seine neue Expedition vor. Ende März wird der Bad Bramstedter zu seiner Avanersuaq-Expedition aufbrechen. Mit zwei Hundegespannen wird es zu den Humboldt- und Petermann- Gletschern gehen. „Es geht auf dieser Reise nicht darum, irgendetwas zu beweisen oder einen neuen Rekord aufzustellen“, so Fuchs, „sondern darum, vor Ort den Einfluss des Klimawandels zu dokumentieren .“ Zusammen mit seiner Ehefrau Brigitte Ellerbrock, dem Kanadier Brent Boddy und Martin Varga wird Fuchs von der grönländischen Gemeinde Qaanaaq entlang der Nordwestküste Grönland auf dem traditionellen Transportmittel der Einheimischen, dem Hundeschlitten, reisen. „Wir sind keine Wissenschaftler, wir sammeln keine Daten. Wir sehen unsere Aufgabe darin, den Duktus der Wissenschaft zu übersetzen. Wir möchten mit unseren Dokumentationen durch Bilder und Filme dem Klimawandel eine menschliche Dimension geben, damit die Menschen erkennen, was passiert“, betonte Fuchs.

Bildungsprogramm voller Erfolg

Ein Erfolg war auch das in diesem Jahr erneut parallel zum Hauptprogramm stattfindende Bildungsprogramm. Knapp 450 Schüler machten an drei Tagen selbst Experimente, führten Gespräche mit Zeitzeugen von extremen Wetterereignissen und verfolgten den Start eines Wetterballons, der in die Atmosphäre aufsteigt. Mittels eines Messgerätes konnten die Daten live mit verfolgt werden. „Das Wetter  und seine Extreme sind aus meiner Sicht ein zentraler Schlüssel, um Schülern den Zugang zu  komplexen Themenbereichen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Die hier geweckte Begeisterung fördert die Wahl eines Berufes im wissenschaftlichen Bereich und motiviert, sich für die Gesellschaft einzusetzen. In kaum einem anderen Bereich funktioniert die internationale Zusammenarbeit so gut wie in der Meteorologie. Dieses zu erfahren stärkt den Mut der nächsten Generation, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen. Unser Bildungsblock ist dafür ein kleiner Beitrag“, resümiert Veranstalter Frank Böttcher.

Stormchaser Tim Samaras beendet ExtremWetterKongress mit Vortrag über Tornados

Mit seinem Vortrag „Inside the Tornado“ beendet der Stormchaser Tim Samaras (USA) heute den 7. ExtremWetterKongress. Mit eindrucksvollen Bildern und Videos präsentiert er seine Erlebnisse und Erfahrungen von seiner Jagd auf Tornados. Samaras ist Profi auf dem Gebiet der Sturmjagd: Er entwickelte ein Instrument, um den Druckfall im Inneren eines Tornados zu ermitteln. Lange bevor ein Sturm entsteht, ist er an Ort und Stelle, verteilt Messsonden und wartet darauf, dass der Tornado direkt darüber zieht und sie meteorologische Daten an eine Empfangsstation senden. „Am ungünstigsten ist es, fünf Minuten zu spät zu sein“, so Samaras.

Webseite des 7. Extremwetterkongress in Hamburg, März 2012

Wirbelstürme: Tornado-Saison beginnt immer früher, Spiegel, März 2012

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