Anpassungsstrategien an den Klimawandel entwickeln

WolkenDie Anpassung an die sich verändernden klimatischen Bedingungen stellt verschiedene Berufsgruppen vor gewichtige Herausforderungen. Besonders solche Fachleute, die mit langfristigen Planungen beschäftig sind, haben eine herausragende Verantwortung und beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit den Konsequenzen von zunehmender Trockenheit in den nördlichen und mit mehr Feuchtigkeit und Starkregen-Ereignissen in den südlichen Bundesländern. Für die Planung im Hochwasserschutz und die Kanalisation gibt es seit Jahrzehnten genaue Untersuchungen. Wetterextreme stellen aber auch Landwirte und Züchter oder Städteplaner vor große Aufgaben. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat jetzt acht Regionen aus den Bundesländern Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern ausgesucht, die an einem Modellprojekt „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ teilnehmen.

Die Regionen und Städte müssen nach Überzeugung der beteiligten Fachleute des Forschungsvorhabens „Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel“ lernen, die Folgen des Klimawandels nicht nur zu mindern, sondern sich auf unvermeidbare Folgen vorzubereiten.


Sommerliche Dürren mit Wasserknappheit und Waldbrandgefahren, Extremwetterereignisse mit Hochwasser- und Sturmschäden, Hitzewellen in den stark verdichteten Städten erhöhen den Anpassungsdruck für Mensch und Natur.“ Am 2./3. Juli 2009 wird in Berlin eine Fachkonferenz zudem Thema stattfinden bei denen Zwischenergebnisse zu den laufenden Forschungsvorhaben zur Diskussion gestellt werden. „Dies geschieht vor dem Hintergrund des am 1. April 2009 veröffentlichten Weißbuches der Europäischen Union und der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel.“ Bei dieser Gelegenheit werden auch die Modellregionen des neuen MORO-Forschungsvorhabens präsentiert. Träger des Modellprojekts – das bis zum Frühjahr 2011 abgeschlossen sein wird – sind das BMVBS und das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

Die Verantwortlichen in den ausgewählten Regionen zeigten sich erfreut über die Entscheidung. In einer Pressemitteilung des Gießener Regierungspräsidium wurde das zum Ausdruck gebracht, als die Nachricht eintraf, dass Mittelhessen – zusammen mit der Region Südhessen und dem Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main – vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) für ein Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) ausgewählt wurde. „Grundsätzlich geht es bei dem hessischen Projekt unter dem Motto ‚REFRAKLAN‘ (Regionalplanung in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main – vom Klimaschutz zur Klimaanpassung) um die modellhafte Erprobung integrierter Handlungskonzepte zur Verbesserung der regionalen Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimafolgen“, erläutert der Regierungspräsident.
Für die Modellregionen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg spielt die Problematik der Versteppung, die veränderten Anbaubedingungen und der Umbau in der Energieversorgung eine wichtige Rolle. Der stellvertretenden Fraktionsvorsitzende Katharina Reiche als Brandenburgerin die Herausforderung aufgrund der zunehmenden Trockenheit bewußt. Für sie ist auch die Agro-Gentechnik ein Mittel, mit speziell gezüchteten Sorten die Anpassung an den Klimawandel voranzutreiben. Deutsche Pflanzenzüchter investieren derzeit verstärkt in die Forschung und züchten für Landwirtschaft und Gartenbau neue Sorten, die auch unter schwierigen Klima- und Anbaubedingungen sichere Erträge bringen.

Übergreifend sind für alIe Regionen den Bereichen Hochwasserschutz, Siedlungsklima, Landwirtschaft aber auch im Arten- und Biotopschutz wesentliche Änderungen zu erwarten, für geeignete Anpassungsstrategien entwickelt werden müssen. Das Regierungspräsidium in Gießen will zuerst die Möglichkeiten der Regionalplanung und Regionalentwicklung im Sinne einer Stärkung und Erweiterung des raumordnerischen Instrumentariums zu überprüfen – beispielsweise durch entsprechende Festlegungen im Regionalplan. „Anschließend soll eine umsetzungsorientierte‚ regionale Klimaanpassungsstrategie‘ erarbeitet werden, in die neben der Regionalplanung auch andere Akteure wie Kommunen, Land- und Wasserwirtschaft sowie der Naturschutz einbezogen werden“, beschreibt der RP-Planungsexperte Dr. Ivo Gerhards die weiteren Arbeitsschritte. „Zum Beispiel wird geprüft, ob und welche Siedlungsbereiche in zunehmend durch Hochwasser oder andere Extremereignisse gefährdeten Gebieten liegen“, so Gerhards weiter. Wie unter Berücksichtigung eines erhöhten Wasserbedarfs und der Ressourcenschonung ein nachhaltiges Grundwassermanagement gewährleistet werden kann, wird ein ebenso bedeutsamer Schwerpunkt sein wie die Frage, mit welchen Maßnahmen sich regionstypische Arten und Biotope unter den Bedingungen des Klimawandels dauerhaft sichern und entwickeln lassen. „Wichtig ist es daneben zu prüfen, ob der Klimawandel auch Chancen für bestimmte Formen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in der Modellregion bieten kann“, ergänzt die RP-Mitarbeiterin Simone Philippi. Ein weiterer Kernpunkt des umfangreichen Modellvorhabens wird es nicht zuletzt sein, Möglichkeiten auszuloten, mit denen Kommunen für eine derartige Klimaanpassungsstrategie sensibilisiert werden können.

Dieser Beitrag wurde unter Klimaforschung, Klimaschutz, Klimawandel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.